INTERAKTIVE KONZERTE gegen soziale Isolation - Mit Musik ist man wieder Mensch - HfMT Videoteam - HfMT
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13.12.2020
INTERAKTIVE KONZERTE gegen soziale Isolation - Mit Musik ist man wieder Mensch
DIE NEUE KONZERTREIHE HAT SICH ALS EIN INKUBATOR IN SACHEN KOMPETENZENTWICKLUNG ENTPUPPT: FÜR DIE KÜNSTLERINNEN UND KÜNSTLER, FÜR DAS TEAM DES CAREER CENTERS ABER AUCH FÜR DAS PUBLIKUM.
Einsamkeit, soziale Isolation, fehlende Gespräche - die Schlagzeilen in der Presse häufen sich Anfang April mit Meldungen, dass der Lockdown ältere Menschen besonders hart trifft. Musik und Gespräch zu verbinden wird das Ziel: „Es besteht ein unendliches Angebot an Konzerten im Netz, die über Youtube, Instagram u.ä. Plattformen gestreamt werden. Das ist wunderbar und doch mangelt es an Konzertformen die Interaktivität und Gespräche ermöglichen.“ stellt das Team des Career Centers der HfMT Mitte April fest und entwickelt das neue Format aus dem Homeoffice heraus.
Am 7.Mai 2020 ging die neue Konzertreihe an den Start. Die „Interaktiven Konzerte“ verbinden Musik und Gespräch im Netz. Sie laden ein zum Musikhören, zum Erzählen und Fragen stellen. An ein 30-minütigesmoderiertesLive-Konzert schließt sich ein Gespräch mit einem ausgewählten Publikumskreis und den Künstlerinnen und Künstlern an. Gesendet wird jede Woche Live.
„Das Schöne ist, dass gerade die Musik so eine Kraft hat um die Gedanken für einen Moment von einem Problem, wie z.B. Covid, wirklich wegzunehmen.“stellt Isabelle Vilmar nach dem ersten Konzert fest. Als Musiktherapeutin im Hospital zum Heiligengeistarbeitet sie an der Umsetzung vor Ort: „Wir waren von Anfang an begeistert von der Idee und haben alles in Bewegung gesetzt, um diese Gesprächskonzerte unter Berücksichtigung der entsprechenden Sicherheitsbestimmungen unseren Seniorinnen und Senioren zu ermöglichen.“
Ein Live-Konzert ohne das Publikum zu sehen vor laufender Kamera in einem leeren Saal ist auch für die Studierenden eine ganz neue Erfahrung. Der fehlende Applaus am Schluss des Konzerts ist ungewohnt, die Stille im Saal irritierend. Die Situation erfordert viel Konzentration, Bühnenpräsenz und hohes musikalisches Können. Erfahrungen in der Moderation von Konzerten ist ebenfalls notwendig. Im Anschluss folgt ein schnelles inneres Umschalten auf die Gesprächssituation: Kommunikationsfreude und Einfühlungsvermögen sind für die anschließenden Gespräche wertvoll, denn viele der Zuhörer*innen nutzen die Online-Tools zum ersten Mal. Erschwerend kommen die Mundschutzvorschriften hinzu. Doch die Musiker*innen und das sehr musikaffine Publikum im Hospital zum Heiligengeist gewöhnen sich schnell an die neue Form. In dem 30-minütigen Gespräch wird viel gefragt, gelobt und gelacht. Die Künstler*innen erhalten das Feedback im Gespräch, es wird geklatscht. Antonio di Dedda, der das erste Konzert zusammen mit Benedikt Loos gespielt hat, stellt im Anschluss an das Gespräch mit den Seniorinnen und Senioren fest: „Ich persönlich fand es sehr schön zu sehen, wie sehr sie sich über das Online Konzert bzw. das gesamte Projekt freuen.“Gute Stimmung auf beiden Seiten trotz räumlicher Distanz.
Eine riesige Chance für Hochschulen und Konzerthäuserliegt in diesem Format um neue Publikumsschichten zu erreichen. Die technischen Herausforderungen der interaktiven Konzerte liegen derzeit noch darin, eine hohe klangliche Qualität für das Konzert zu erreichen und Interaktivität für das Gespräch zu erzeugen. Derzeit fehlt ein Kommunikationstool auf dem digitalen Markt, das beides kann. So wird das Konzert über Youtube-Live gesendet und anschließend auf ein Programm für synchronen Informationsaustausch umgeschaltet, das üblicherweise für Videokonferenzen genutzt wird.
„Kompetenzen erweitern um Chancen zu erzeugen“ ist das Motto des Career Centers der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Die neue Konzertreihe hat sich als ein Inkubator in Sachen Kompetenzentwicklung entpuppt: für die Künstlerinnen und Künstler, für das Team des Career Centers aber auch für das Publikum. Lémuel Grave, Alumni der HfMT, Pianist und Professional Audio-Video Recordinghat sich mit großer Geschwindigkeit in das Live-Streaming eingearbeitet und sendet nun mit hoher klanglicher Qualität die Konzerte unterstützt von Katrin von Gladiss und Emanuel Werres.
Innovative Konzertformate zu entwickeln gehört zur Kernaufgabe des Career Centers im Rahmen von Concert LAB / Stage_2.0: Alsterphilharmonie. Die Bühne als Ort des künstlerischen Wissenstransfers und der gesellschaftlichen Teilhabe - gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Zur Zeit finden die Konzerte im wöchentlichen Turnus statt und sind bis Ende Oktober geplant. Die Kirchengemeinde St. Johannis-Harvestehude stellt dem künstlerischen Team für die Liveübertragung ihren Gemeindesaal und ihren Netzanschluss zur Verfügung, da die Hochschule derzeit nur unter Einschränkungen geöffnet ist. „Wir freuen uns sehr über diese Kooperation und hoffen, dass möglichst viele Menschen davon profitieren können“, so Pastorin Dr. Claudia Tietz.
Text: Prof. Martina Kurth, Leitung Career-Center