NICHT OHNE UNS! - Wegbereitung einen inklusiven Theaterbetriebs - HfMT Videoteam - HfMT
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08.11.2022
NICHT OHNE UNS! - Wegbereitung einen inklusiven Theaterbetriebs
Intersektionalität & Diversity
Die Vortragsreihe im Kontext von Gender und Diversity wirft dieses Wintersemesters einen Blick auf einige Aspekte des Ist-Zustands von Inklusion im Musik- und Theaterbereich. Die Reihe nimmt Einschränkungen im Bereich der Sinneswahrnehmung und der Mobilität in den Blick sowie das Autismus-Spektrum. In diesen Feldern hat die HfMT Hamburg erste Erfahrungen gesammelt und im Zuge dessen über neue Unterrichtsformate und Hilfsmittel nachgedacht, welche die Studierbarkeit ermöglichen. An den sechs Abenden wird u.a. der Leitfrage nachgegangen, welche Vorraussetzungen in der akademisch-künstlerischen Ausbildung einer Hochschule für Musik und Theater gegeben sein müssen, um be_hinderte Menschen für ein Berufsleben als professionelle Musiker:innen, Komponist:innen oder Schulmusiker:innen bzw. als Schauspieler:innen, Regisseur:innen oder Dramaturg:innen in der Breite zu qualifizieren. Die Vortragenden erörtern das Wissen aus ihren persönlichen Erfahrungen als be_hinderte Künstler:innen und präsentieren Kostproben ihrer Projekte. Ergänzt werden diese Beiträge durch kritisch reflektierende wissenschaftliche Vorträge aus dem Feld sowie partizipative Diskussionsforen, zu denen auch das Publikum beitragen kann.
Initiiert durch Karin Holzwarth, Leonie Jakobs und Silke Wenzel (Gleichstellungsteam HfMT)
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Perspektiven der (musikalischen) Wahrnehmung
Vortrag: Ich höre was, das du nicht hörst – Autismus und absolutes Gehör als Beispiel für Neurodiversität an Musikhochschulen
mit Teresa Wenhart
Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung sagt man häufig besondere Begabungen und ein Auge für Details nach. Nicht von ungefähr kommt es, dass das absolute Gehör unter ihnen statistisch häufiger auftritt als unter neurotypischen Personen. Das absolute Gehör kann man sich quasi als «Ohr für Details» vorstellen - eine besonders detaillierte Perspektive auf Musik. Das relative Gehör hat dagegen eine höhere Bedeutung für die Wahrnehmung ganzheitlicher musikalischer Gestalten wie Melodik, Harmonik und Formen. In diesem Abendvortrag geht es darum, die besondere Wahrnehmung von Menschen mit Autismus kennen zu lernen, um die Stärken und Schwächen dieser Musiker:innen besser berücksichtigen zu können. Dabei wird besonders auf den Zusammenhang zwischen Autismus und absolutem Gehör eingegangen. Aufgrund der stark variierenden, teilweise geschlechterspezifischen Ausprägungen von Autismus und dem Facettenreichtum an Symptomen wird Autismus zurecht als Spektrum beschrieben. Aber auch zwischen den Fähigkeiten zu absolutem und relativen Gehör bei neurotypischen Musiker:innen gibt es graduelle Übergänge, welche die Neurodiversität musikalischer Wahrnehmungsfähigkeiten widerspiegeln.
Musik: Lieder des 19. und 20. Jahrhunderts
mit Jimmy Herrera (Tenor) und Jason Ponce (Klavier)
TEIL 1
Robert Schumann (1810-1856)
Aus Liederkreis op. 39: Nr. 3 Waldesgespräch
Hugo Wolf (1860-1903)
Aus Eichendorff-Lieder: Nr. 13 Der Scholar
Franz Schubert (1797-1828)
Aus Schwanengesang: Nr. 4 Ständchen
Franz Schubert (1797-1828)
Aus Winterreise: Nr. 1 Gute Nacht
TEIL 2
Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Adelaide op. 46
Francesco Sartori (1957)
Con te partiró
Agustín Lara (1897-1970)
Granada
Teresa Wenhart
Zur Person: Dr. rer-nat. Teresa Wenhart, Jahrgang 1992, studierte in München und Zürich Psychologie und Klinische Neuropsychologie und arbeitete während dieser Zeit in einer neurologischen Rehabilitationsklinik. Nach einer neurowissenschaftlichen Masterarbeit zu absolutem Gehör und Synäesthesie (Farbenhören) bei Prof. Jäncke in Zürich wechselte sie 2016 als Doktorandin ans Institut für Musikphysiologie und Musikermedizin der Hochschule für Musik, Theater und Medien unter Leitung von Professor Altenmüller. Während eines Auslandsaufenthalts am renommierten Autism Research Center der Universität Cambridge bei Prof. Baron-Cohen erhielt sie in dieser Zeit tiefe Einblicke in die Autismusforschung. Nach einer einjährigen Tätigkeit als Postdoktorandin zur Wahrnehmung menschlicher Stimmen und Musikinstrumente an der Universität Zürich wechselte Teresa Wenhart 2020 als Ingenieurin in die Forschung und Entwicklung von Hörlösungen zu Sonova AG (Schweiz). Dort setzt sie sich unter anderem für die Weiterentwicklung des Anpassungsmodells der Hörgeräte an das individuelle Gehör - insbesondere von Musikprogrammen - und für die Verbesserung von Frequenzkompressionsalgorithmen ein. Sie erhielt unter anderem Stipendien der Studienstiftung des deutschen Volkes sowie des Max-Weber-Programms Bayern und wurde 2019 für eine Publikation zu den neuronalen Gemeinsamkeiten von absolutem Gehör und Autismus mit dem Wissenschaftspreis der Deutschen Gesellschaft für Musikphysiologie und Musikermedizin ausgezeichnet.
Teresa Wenhart absolvierte das musikpraktische und -theoretische Abitur im Fach Klavier und wird derzeit als Cellistin von Christoph Croisé unterrichtet. Als ambitionierte Amateurmusikerin ist sie als Stimmführerin in Orchestern sowie als Chorsängerin aktiv und nimmt regelmässig an Musikakademien, Kammermusikkursen und Meisterkursen teil.
Jimmy Herrera
Zur Person: Jimmy Hernando León Herrera wurde am 19.Oktoer 1986 in Kolumbien geboren und studierte seinen Bachelor an der Universidad de los Andes mit dem Schwerpunkt Komposition Er erreichte den ersten Platz seiner Abschlussgeneration und erhielt im Laufe seines Lebens 6 Stipendien. Um die Gesangstechnik zu verbessern studierte er ein Jahr lang Gesang als Gaststudent und wurde zugleich Mitglied des Vokalensembles des Studios für Alte Musik der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Nach vielen verschiedenen Meisterkursen, Auftritten, unter anderem als Solist, und Konzerten in Deutschland und Spanien studiert Jimmy Herrera heute Orgel und ist derzeit auch Mitglied des Europa Chor Akademie Görlitz.
Jason Ponce
Zur Person: Jason Ponce wurde 1982 in Pereira (Kolumbien) geboren. Er studierte Klavier an der Musikhochschule Lübeck in der Klasse von Prof. Konrad Elser und Liedgestaltung in der Klasse von Prof. Burkhard Kehring an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg.
Er betätigte sich als Pianist des Orquesta de Cámara de la Universidad Tecnológica de Pereira und des Orquesta Sinfónica Juvenil Batuta Risaralda; als Korrepetitor bei der Oper Kolumbiens in der Spielzeit 2002 und 2003, bei Bogotás Musikfest Oper und Zarzuela im Park 2004, 2005 und 2006 und bei den Eutiner Festspiele im Jahr 2014; und als Klavierdozent am Konservatorium der Universidad Nacional de Colombia in den Jahren 2005 und 2006. Beim Maritim Musikpreis 2010 in Timmerdorfer Strand erhielt er den ersten Preis der Klavierbegleiter. Zurzeit ist er als Korrepetitor an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg und Musikhochschule Lübeck tätig.