NICHT OHNE UNS! - ZU(GE)HÖREN

22.11.2022

Intersektionalität & Diversity

Die Vortragsreihe im Kontext von Gender und Diversity wirft dieses Wintersemesters einen Blick auf einige Aspekte des Ist-Zustands von Inklusion im Musik- und Theaterbereich. Die Reihe nimmt Einschränkungen im Bereich der Sinneswahrnehmung und der Mobilität in den Blick sowie das Autismus-Spektrum. In diesen Feldern hat die HfMT Hamburg erste Erfahrungen gesammelt und im Zuge dessen über neue Unterrichtsformate und Hilfsmittel nachgedacht, welche die Studierbarkeit ermöglichen. An den sechs Abenden wird u.a. der Leitfrage nachgegangen, welche Vorraussetzungen in der akademisch-künstlerischen Ausbildung einer Hochschule für Musik und Theater gegeben sein müssen, um be_hinderte Menschen für ein Berufsleben als professionelle Musiker:innen, Komponist:innen oder Schulmusiker:innen bzw. als Schauspieler:innen, Regisseur:innen oder Dramaturg:innen in der Breite zu qualifizieren. Die Vortragenden erörtern das Wissen aus ihren persönlichen Erfahrungen als be_hinderte Künstler:innen und präsentieren Kostproben ihrer Projekte. Ergänzt werden diese Beiträge durch kritisch reflektierende wissenschaftliche Vorträge aus dem Feld sowie partizipative Diskussionsforen, zu denen auch das Publikum beitragen kann.

Initiiert durch Karin Holzwarth, Leonie Jakobs und Silke Wenzel (Gleichstellungsteam HfMT)

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Vortrag: Grenzen sind relativ – Musik, multisensorische Wahrnehmungen & gesamtgesellschaftliche Inklusion
mit Mischa Gohlke

In seinem Vortrag an der HfMT Hamburg spricht Mischa Gohlke über seine Erfahrungen als Mu¬siker mit einer Hörbe_hinderung aus dem Berufsleben sowie aus dem Studium heraus.
Wie Musik für hörbe_hinderte Menschen gefühlt und erlebbar ist, zeigt er anhand sei¬nes mehrfach ausgezeichneten Pilotprojekts „Musikunterricht für Hörgeschädigte“. Die Auseinandersetzung mit einer vermeintlichen Sinnes-Beeinträchtigung resultiert in einen „ganzheitlichen Musikunterricht“, der alle Sinne, Wahrnehmungen und Empfindungen mit einbezieht und alle Menschen anspricht.


Vortrag: Barrierefreiheit im Instrumentalworkshop Klassiko der Elbphilharmonie
mit Anne Meyer zu Bergsten

Es gibt bislang nur wenig konkret ausgearbeitete Vorgehensweisen, wie man das Ziel Barrierefreiheit erreichen kann und es ist oft nicht klar, welche Barrieren es in einem bestimmten Umfeld gibt.
Daraus ergeben sich folgende Fragen:
1. Welche Bedingungen in der Umwelt können für wen zu Barrieren werden?
2. Welche Ideen gibt es, wie man diesen Barrieren mit dem Ziel der Barrierefreiheit begegnen kann?
Die beiden Fragen müssen auf ein konkretes Umfeld und auf eine konkrete Zielgruppe angewendet werden, damit gezielt gehandelt werden kann. Außerdem müssen zur Beantwortung der Fragen Personen aus der Zielgruppe direkt einbezogen werden, um individuelle Bedarfe erfassen zu können.
Im Mittelpunkt des Vortrags steht, wie ich als Mitarbeiterin im Team der Elbphilharmonie in den letzten Jahren vorgegangen bin, um den Workshop Klassiko barrierefrei zu gestalten (im Workshop können Kinder und Erwachsene Orchesterinstrumente ausprobieren).
Ich habe unter anderem Interviews mit gehörlosen und tauben TeilnehmerInnen geführt und diese qualitativ ausgewertet. Darauf aufbauend habe ich eine Ideensammlung erstellt, wie der Workshop für gehörlose und taube TeilnehmerInnen barrierefrei gestaltet werden kann. Im Vortrag stelle ich Ideen vor, bei denen es vor allem um die Frage geht, auf welchen Sinnesebenen Musik wahrgenommen werden kann. Ich stelle außerdem vor, wie ich im Team vorgegangen bin, um das Thema Barrierefreiheit nicht nur zu einem Thema von mir, sondern vom gesamten Team zu machen.

Mischa Gohlke
Zur Person: Musiker. Aktivist. Speaker. Kulturmanager. Autor. Dozent. Projektleiter von “Grenzen sind relativ e.V.”. Und vor allem Mensch.
Mit einer an Taubheit grenzenden Hörschädigung ist Mischa „trotz“ oder/und gerade wegen seines vermeintlichen Handicaps den Weg als Profimusiker eingeschlagen und hat damit das scheinbar Unmögliche möglich gemacht. Als glaubwürdiger Botschafter initiierte er 2016 den gemeinnützigen Verein “Grenzen sind relativ e.V.”, der sich mit verschiedensten Projekten, Veranstaltungen, Kampagnen, Öffentlichkeitsarbeit & Bewusstseinsbildung sowie der Vernetzung von Akteuren/Menschen für eine inklusive, integrale und friedliche Gesellschaft einsetzt. Mit seiner “Mischa Gohlke Band” spielte er bereits auf zahlreichen Festivals & Veranstaltungen in der Republik und über ihre Grenzen hinaus, stets begleitet von einem außergewöhnlichen Medienecho. Darüber hinaus ist Mischa als Speaker, Dozent, Autor und als Aktivist u.a. in der Friedensbewegung aktiv. www.grenzensindrelativ.de & www.mischagohlkeband.de

Anne Meyer zu Bergsten
Zur Person: Jahrgang 1989
Beruflicher Hintergrund:
seit 2022: Sonderpädagogin am ReBBZ Wilhelmsburg
2020 – 2022: Referendariat im Lehramt für Sonderpädagogik in Hamburg am ReBBZ Winterhude und an der Stadtteilschule am Hafen
seit 2016: Musikpädagogin in der Instrumentenwelt der Elbphilharmonie (Anleitung von Instrumentalworkshops, Konzeptionsarbeit mit dem Ziel Barrierefreiheit, Leitung von Fortbildungen im Team zum Thema Inklusion und Barrierefreiheit)
2014 – 2016: Musikpädagogin im Klingenden Museum in Hamburg (Anleitung von Instrumentalworkshops)
2010 – 2020: Studium Lehramt für Sonderpädagogik an der Universität Hamburg und der Hochschule für Musik und Theater Hamburg mit dem Förderschwerpunkt Sprache und dem Unterrichtsfach Musik

Forschungsschwerpunkte:
• Barrierefreiheit in der Instrumentalpädagogik im Hinblick auf taube und gehörlose Personen (Masterarbeit 2020)
• Barrierefreiheit in der Instrumentalpädagogik im Hinblick auf blinde Personen (Bachelorarbeit 2017)
 

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