IN FOCUS IRAN - #3 Underground

02.04.2023

#3 Underground

Iran ist ein Land voller Rätsel und scheinbarer Widersprüche. Unser europäischer Blick auf dieses Land ist beeinflusst durch die einseitig politisch fokussierte Berichterstattung. Doch wer das Land jemals bereist hat, weiß, dass die Wirklichkeit vor Ort mit den Vorstellungen und Bildern in unseren Köpfen kaum übereinstimmt.

Trotz der Repressalien des iranischen Regimes, trotz der Verbote, Kontrollen und harten Bestrafungsmaßnahmen in allen Lebensbereichen der Menschen vor Ort, floriert die Kulturlandschaft Irans seit der islamischen Revolution 1979.

Eine Kunstform, die sich hierbei ganz besonders weiterentwickelt hat, ist die sogenannte „Underground-Musik“. Sie hat sich von den strengen Vorgaben nicht einschränken oder einschüchtern lassen, sondern schöpft im Gegenteil durch sie sogar Kraft und Inspiration.

Mit Genres, die von Rap, Hip-Hop, Elektro bis zu Trap reichen, zeigen iranische Künstler:innen, dass sie am „Puls“ unserer Zeit sind – trotz der jahrzehntelangen Bemühungen des Regimes, das Land nach Außen und insbesondere zum Westen hin abzuschotten.

Seit der islamischen Revolution im Jahr 1979 müssen Musiker:innen, die öffentlich auftreten oder ein Album veröffentlichen wollen, die Regeln der neuen Islamischen Republik befolgen, wobei alle Werke von der Regierung vorab genehmigt werden müssen.
Die Folge ist, dass alle Künstler:innen, die sich weigern, diese strengen Vorgaben zu befolgen und weiterhin künstlerisch frei und systemkritisch arbeiten wollen, in den „Untergrund“ wandern.

Insbesondere Frauen spielen hierbei eine entscheidende Rolle: seit der islamischen Revolution ist es ihnen verwehrt, öffentlich zu singen. Allein der Einsatz ihrer Stimme ist also als Zeichen des Protests und Widerstands gegen das Regime zu deuten.

Durch die immer besser zugänglichere Technologie sind Musiker:innen im Iran in der Lage, Beschränkungen zu umgehen, und ein immer größeres Publikum zu erreichen und gleichzeitig durch ihre die iranische Kultur voranzutreiben.

In dieser Ausgabe widmen wir uns diesem spannenden und entdeckungsreichen Musikgenre und zeigen, dass der Wille und der Wunsch nach freier Meinungsäußerung und künstlerischem Ausdruck sich durch keine äußere Macht aufhalten lässt und immer einen Weg findet – sei es auch im „Underground“. Als Gesprächspartner zu diesem Thema wird neben dem Protestforscher  Tareq Sydiq  auch der Aktivist  Behnam Khatami  (women life freedom Hamburg) sowie der Labelinhaber  Matthias Koch  (30M Records) auf dem Podium sein. Unmittelbare musikalische Kostproben aus dem Genre werden wir durch den iranischen Rapper und Aktivist  Säye Skye  sowie die Popkurs-Studentin  Tooka Tajali-Awal  erhalten. Neben zahlreichen Videoausschnitten unterschiedlicher namhafter Rapper:innen aus dem Iran wird die SPD Bundestagsabgeordnete  Ye-One Rhie , die die politische Patenschaft für den im Iran inhaftierten Rapper  Toomaj  übernommen hat, in einem Videostatement zu Wort kommen. Moderiert wird die Veranstaltung von der Kulturmanagerin der  Körber-Stiftung
Bahar Roshanai .

Das Programm wird kuratiert von der Dirigentin  Yalda Zamani  und der Kulturmanagerin  Bahar Roshanai .

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