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- DIE KINDER DER TOTEN. ELFRIEDE JELINEK - Studienprojekt III Regie Schauspiel und Dramaturgie
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28.06.2019
RECHNITZ (Der Würgeengel) - Trailer
RECHNITZ (DER WÜRGEENGEL) - TRAILER
Studienprojekt III Regie Schauspiel und Dramaturgie
Fünf Regie-Studierende erforschen szenisch den "Kontinent" Jelinek.
Eine widerständige, stets gesellschaftlich engagierte, zurückgezogen lebende, sich dem mainstream verweigernde Dichterin, Sprachkünstlerin und ihre Texte bilden Gerüst und Spielfläche für fünf Studentinnen und Studenten der Hamburger Theaterakademie, für BühnenbildnerInnen der HfBK und KostümbildnerInnen der HAW. Vor allem natürlich für die SchauspielerInnen, die Texten und Gedanken Gestalt und Stimme geben.
Jelinek, seit Jahrzehnten sprachmächtigste Zeit-Genossin, Mahnerin und Spielerin im Grand Guignol der an Vergangenem leidenden Gegenwart wird Impulsgeberin einer Recherche zu den Toten der Gesellschaft und ihren Zombiekindern.
-> 19:00 Uhr Rechnitz (Der Würgeengel)
Die Sonne scheint, Capri-Eis tropft von den Handrücken, die Unschuldslämmer kauen auf ein paar Tulpen herum. Ein Stückchen idyllische Provinz. Sie könnte überall sein. Zum Beispiel in Rechnitz. Aber auch überall sonst. Unter der Blumenwiese liegen ein paar Gräber, über die alle geschwätzig schweigen. Ein unaufgeklärtes Verbrechen.
In Rechnitz gab es ein Fest. Ein Gefolgschaftsfest. Es ist Ende März 1945, die Rote Armee rückt näher und ein paar SS-Offiziere, Gestapo-Führer und einheimische Nazi-Getreue wollen es nochmal so richtig krachen lassen. Gräfin Margit von Batthyány hat auf ihr Schloss geladen. Irgendwann sind alle im Rausch. Nebenan warten etwa 200 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter*innen auf ihre Hinrichtung. Ausgewählte Teile der Festgesellschaft werden später ein Blutbad anrichten, um anschließend bis in die Morgenstunden weiterzufeiern. Tags darauf brennt das Schloss und die Gräfin ist auf der Flucht in die Schweiz, wo sie fortan als angesehenes Mitglied der adligen Gesellschaft eine Pferdezucht betreibt.
Die Massengräber dieser Nacht werden nie gefunden, die Hauptverdächtigen haben sich abgesetzt, zwei Zeug*innen werden vor der Aussage ermordet, die Dorfgemeinschaft erstarrt. Niemand wird zur Rechenschaft gezogen. Es ist ein Verbrechen, über das noch immer geschwiegen wird. Es erzählt uns viel darüber, wie wir Erinnern – und vielleicht noch mehr darüber, wie wir Vergessen.
Und so kann Jelineks Theatertext nur ein weiteres „geschwätziges Schweigen“ sein. Eine Sprachfläche, die mit vielen Schleifen, Assoziationen und Leerlauf das historische Ereignis umkreist. Die Bot*innen erzählen uns davon in ihren Berichten. Sie sind Täter*innen, Opfer, Nachgeborene, Zeug*innen, sind Verdrängende und Erinnernde. Es sind Stimmen von damals und heute, verschiedene Positionen und Perspektiven zu verschiedenen Zeiten.
Die Vermischung der Zeitebenen, die Gleichzeitigkeit von Vergangenheit und Gegenwart nimmt die Inszenierung auf, indem sie den Abend an vier verschiedenen Orten spielen lässt. Alle erinnern sich anders. Alle vergessen anders. Und die Lämmer grasen.
„Aber Menschen an sich sind schon was Schönes, finden Sie nicht?“ (Rechnitz, Jelinek)
Regie: Woody Mues
Bühne: Anton von Bredow
Kostüm: Anna Weitzel, Anna Zirwes
Videoregie: Laura Gericke
Dramaturgie: Flavia Wolfgramm
Regieassistenz: Iñaki Ferrer Agell
Bühnenassistenz: Özge Akköse
Es spielen Robin Bongarts, Clara Braun, Hannah Ehlers, Josefine Israel, Christoph Jöde, Grischa Huber, Sasha Rau, Viktoria Steiber, Catalina Suchomel, ein paar Unschuldslämmer und weitere